Am Samstag, den 6. Juli 2019 fand die jährliche von Studierenden der Universität Würzburg organisierte »Archäologische Radltour« statt, welche dieses Jahr unter der Schirmherrschaft des Arbeitskreis Archäologische Wissenschaften durchgeführt wurde.

Die Ziele waren Zellingen in Unterfranken sowie die Homburg in Gössenheim, welche zu den größten Burgruinen Deutschlands zählt. Zellingen kann mit einem historischen Altort, mehreren Hügelgräbern im Wald zwischen Zellingen und Leinach, einer barocken Kirche, welche einst als Sommerresidenz des Würzburger Fürstbischof Julius Echter fungierte, sowie den Mauerresten eines Schlosses aus dem 16. Jahrhundert aufwarten. Somit war das erste Ziel der Reise besonders aus historischer Perspektive lohnenswert. Nach einer kleinen Ortsführung und einer kurzen Erfrischung wurde die Fahrt in Richtung Karlstadt fortgeführt. Unterwegs sollten im Großraum Zellingen mehrere archäologische Fundstätten besichtigt werden. Leider konnte der vermutete und in mehreren Quellen erwähnte Grabhügel im Bereich der ICE-Trasse im Zellinger Wald nicht lokalisiert werden. Nach einem kurzen Zwischenstopp an der alten Synagoge Laudenbach und unterhalb der Karlsburg in Mühlbach erreichten wir Karlstadt. Hier wurde die Karlstädter Altstadt mit ihren zahlreichen historischen Fachwerkbauten und ihrer mittelalterlichen Stadtmauer inspiziert.

Nach dieser kurzweiligen Rast führte unsere Reise entlang des Main- und des Werntal-Radwegs nach Gössenheim auf die Burgruine Homburg, welche wir gegen frühen Abend erreichten. Die Kernburg ist der älteste Bestandteil der Ruine und datiert zurück bis in das frühe Mittelalter. 1008 wurde sie von dem Geschlecht derer von Hohenberg errichtet. Zwischen 1028 und 1031 wurde die Burg auf ihre heutige Größe ausgebaut. Die Burg war bis 1680 besiedelt, wurde jedoch durch einen Brand im Hauptbau allmählich dem Verfall preisgegeben und in den 1720er Jahren verlassen. 1780 wurde die Burg durch die fürstbischöfliche Hofkammer aufgeteilt. Dabei erhielt die Gemeinde Karsbach den Schlosshof mit den dazugehörigen Gebäuden, während das Hauptgebäude mit den dort befindlichen Wohnräumen der Gemeinde Gössenheim zugeteilt wurde. Da die Ruine von den anliegenden Ortschaften als Steinbruch verwendet wurde, zerfiel sie allmählich. Heute wird die Ruine vom Homburg- und Denkmalschutzverein betreut, welcher sich zum Ziel gesetzt hat, die Homburg als historisches Denkmal zu erhalten. Außerdem setzt er sich für die Renovierung der Burgruine ein.

Nach diesem äußerst lehrreichen Exkurs in die Mediävistik machten wir uns auf den Rückweg. Dabei fuhren wir entlang des Werntal-Radwegs über Eußenheim, Karlstadt und Stetten zurück nach Retzbach. Nach einer Besichtigung von Schützengräben auf dem Retzbacher Benediktusberg, welche auf das Ende des Zweiten Weltkriegs datieren, beendeten wir einen äußerst informativen und sportlichen Tag.

Wir danken den Organisatoren, ohne die der Ausflug nicht möglich gewesen wäre. Besonderer Dank geht an Wolfram und Anette Kuhn für die Bereitstellung von Snacks und Erfrischungen und an Helma Endress für die Bereitstellung der Ortschronik Zellingen. In naher Zukunft sind weitere archäologische Radtouren geplant, um der faszinierenden Regionalgeschichte des Großraums Würzburg auf die Spur zu kommen.